Trachtenverein Spalt e. V.

Gegründet 1949
Mitglied im Trachtenverband Mittelfranken e. V.

Trachtenpaar

Die Tracht


Gemälde und Trachtenpuppen-Ausstellung im Trachtenheim

Tracht, das ist ausdrücklich kein Kostüm, mit dem man sich verkleidet, und auch keine Uniform, mit der man gleich macht. Tracht ist eine historisch überlieferte Kleidung aus einer Zeit, in der noch nicht Werbung und Mode den Trend bestimmten. Besondere charakteristische Elemente prägten die Kleidung in unterschiedlichen Gebieten, wobei Brauchtum und insbesondere die Konfession eine große Rolle spielten. Modische Veränderungen flossen dagegen nur sehr langsam und verzögert, meist im Generationenwechsel, in die Kleidung ein. Tracht ist deshalb immer typisch für eine bestimmte Region, Konfession und Zeit.

Im Gegensatz zur "Gebirgstracht", welche die historische Kleidung des bayerischen Oberlandes wiederspiegelt, und vor allem in der Form der Miesbacher Tracht weltbekannt ist, stammt die "Volkstracht" aus unserer fränkischen Heimat. Die heute von den Frauen des Trachtenvereins Spalt getragene Tracht ist typisch für die katholische Tracht im Bistum Eichstätt aus der Zeit um 1870. Die sehr viel schlichtere Männertracht mit lederner Kniebundhose und Dreispitzhut ist ebenso typisch und wurde in dieser Form bis gegen 1850 getragen.

Auch in Spalt, wie bei so vielen anderen Vereinen, wurde zunächst die Gebirgstracht eingeführt. Im Laufe der Zeit konnte aber durch Trachtenforschung in alten Archiven und durch Suche nach Original-Trachten die historische Tracht so genau rekonstruiert werden, dass man neue Trachten nachschneidern konnte.


Die Zeichnung zeigt eine Bauernbraut aus der Zeit um 1860 - 1880.

 

Beschreibung der Trachten:

1. Frauentracht

Zur Festtracht gehören schwarze Schuhe mit Riemen, weiße, glatt gestrickte Strümpfe mit Musterkante, die von gestickten Strumpfbändern gehalten werden. Viel davon sieht man nicht, denn darüber trägt die Frau eine Pumphose und einen bis drei Unterröcke. Die Anzahl ist nicht abhängig von der Witterung, sondern eher von der damaligen Mode und insbesondere vom Geltungsbedürfnis der Frau. Das Erscheinungsbild der Frau wird ebenso wie der Rock gestützt vom "Bollrock", einem wattierten Unterrock. Der Rock ist mit zwei Samtbändern verziert und schließt unten mit einer Besenborte ab. Darüber kommt eine bunte Seidenschürze in verschiedensten Mustern oder Farben.

Das leinene "Hemmerd" mit dreiviertellangen Ärmeln ist keineswegs figurbetont. Es ist häufig mit Monogramm- oder Weißstickerei verziert. Es folgt ein einfaches schwarzes Mieder, "Leibla" genannt. Der Kittel oder Mutzen ist aus dem gleichen Stoff wie der Rock und wird folgendermaßen beschrieben:

Die Reichhaltigkeit des Stoffes wird zur aufwendigen Faltenlegung am Ober- und Unterarm genutzt. Nach den vielen kleinen Falten, die im Abschluss mit Borte festgehalten werden, öffnet sich der Ärmel über dem Ellbogen, um im unteren Teil am Handgelenk, diesmal mit wenig Falten und wenig Verzierung enden.

Über den Mutzen wird ein großes Seidentuch geschlungen. Es zeigt bunte Blüten- oder geometrische Muster und ist mit Seidenfransen verziert.

Als Kopfputz trägt die Frau die "Münchner Riegelhaube", das "Goaseiter", das die früher getragene Bänderhaube bereits verdrängt hat. Die Riegelhaube war hauptsächlich in wohlhabenden Kreisen verbreitet. Durch den vom Hopfen begründeten Wohlstand fand man die Riegelhaube in Spalt in vielen Häusern.

An Schmuck findet man insbesondere die Kropfkette sowie Ohrringe und Broschen aus Schaumgold oder Silberfiligran.

 2. Mädchentracht

Im Unterschied zur eben beschriebenen Festtracht der Frauen tragen die Mädchen eine einfachere Tanztracht. Es fehlt also der Mutzen. Als Kopfputz tragen die Mädchen keine Haube, sondern ein Krönchen, das "Kraala": Auf einem Drahtgestell aufbauend ist es kunstvoll verziert mit Blüten aus leonischer Ware, Perlen, Pailletten und Glassteinen. Hier wird also der Ursprung der Redensart bildhaft sichtbar: Heiraten heißt "unter die Haube kommen".

 3. Männertracht

Die Männer tragen weiße, glatt gestrickte Strümpfe und schwarze Schuhe mit Schnallen. Die schwarze lederne Kniebundhose ist einfach, ohne Stickerei oder helle Ziernähte. Das weiße Hemd aus Leinen oder Baumwolle mit kleinem Umlegkragen ist, wie bei den Frauen, mit Monogramm- oder Weißstickerei verziert. Darüber trägt "Mann" eine Weste aus Samt, die es in verschiedenen Farben gab. Historisch ist auch eine Weste aus Tuch in der Farbe "katholisches Rot". Mal gut, mal schlecht zu sehen sind die herrlichen Hosenträger, eine Gobelinstickerei auf Stramin. Sie werden wahlweise über oder unter der Weste getragen. Gut im Blick dagegen ist das Knüpferla oder "Schmießla" aus Seide mit angeknüpften Fransen. Die Wahl: kurze Joppe oder langer Mantel wurde meist eher unabhängig von der Jahreszeit getroffen. Beide sind aus Tuch, in den Farben grün, blau, braun oder schwarz. Die Kopfbedeckung schließlich ist der bekannte fränkische Dreispitz.

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